Samstag, 30. Dezember 2017
Tugend und Genügsamkeit
Gertruds Poesiealbum - Blatt 14
Kurrentschrift
Meine Transkription:
Nie schenkt ein Stand, nie schenken Güter
Dem Menschen die Zufriedenheit;
Die wahre Ruhe der Gemüther
Sind Tugend und Genügsamkeit!
Zur Erinnerung
an
Deine Mutter
Neuschönefeld d. 23.11.1904
Dienstag, 9. August 2016
Ich kenne eine Rose, die lacht mir immer zu … Rosarium Mannheim
“Ich kenne eine Rose, die lacht mir immer zu …” (Poesiealbum-Vers) - Gartenreisen: Der Rosengarten im Herzogenriedpark Mannheim ist sehenswert. 100 verschiedene Sorten sollen es sein und das Rosarium selbst eines der schönsten in Deutschland. Die Rosengartenanlage mit den kleinen Hügeln, den Holzbänken und -stegen, den vielen verschlungenen Pfaden und schattigen Plätzchen rund um die Rosenbeete ist wunderbar gestaltet. Sooo viele Farben, Formen und Düfte! Auf der Internetseite des Herzogenriedparks steht der schöne Satz zu lesen: “Das Rosarium Mannheim bietet der Königin unter den Blumen das paradiesische Plätzchen, das ihr gebührt”.
Samstag, 19. Dezember 2015
Vorsicht: Kitsch ! Herz-Oblaten aus alten Zeiten
Diese kleinen Aufkleber (hier in Herzform), die früher in Poesiealben verwendet wurden, nennt man auch Liebesmarken, Glanzbilder oder Oblaten. Einige davon habe ich beim Aufräumen in einer Schublade gefunden und sie digital zu einer Collage zusammengestellt. Die Sprüche und Gedichtchen auf den Herzen sind lustig altmodisch und herrlich kitschig, aber das gehörte damals eben dazu: Wo ich geh und wo ich steh, ich deine lieben Augen seh. - Ich liebe dich, laß dich nicht mehr, und wenn die Welt voll Teufel wär. - Wo Du auch weilst, stets denk ich Dein. Du bist mein Glück und Sonnenschein. - Nur mit dir allein kann ich glücklich sein. - Nichts gibt’ Schöneres auf Erden, als von Dir geliebt zu werden. - Wie Gold so rein schau ich das Glück, wenn ich Dir in das Auge blick. - Was mir Dein Herz gegeben, ist Glück für’s ganze Leben. - Dein Bild trag ich im Herzen, mein Trost in allen Schmerzen. - Das Schönste ab mir die Liebe zu dir. - An Dich denk ich in Freud und Leid, du machst mich glücklich jederzeit :-)
Donnerstag, 7. Mai 2015
Poesiealbum Gertrud 1904 – 1909
Poesiealbum Gertrud 1904 – 1909
Blatt 8:
Denke mein!
Ein schöner Spruch ist Dies!
Und wenn er aus der Seele kommt,
Dann ist er es gewis.
Zur Erinnerung an deinen Bruder …
28/9.1904
***
Blatt 12:
Weißt Du was bittrer ist für’s Menschenherz
Und härter trifft als alles Leid und Weh‘
Wie Not und Tod und banger Trennungsschmerz
Unüberwunden bleibt für Lebenszeit?
Wenn du geliebt jemand und ihm vertraut
Und Treu und Wort gehalten, spät und früh
Und dann erkennst daß DU auf Sand gebaut
Dein Bestes gabst und wardst verstanden nie!
***
Blatt 13:
Wenn du wirst mit neuen Schuhen
durch die schmutzge Straße gehen,
wirst du trippelnd auf den Spitzen
nach den blanken Steinen sehn.
Hast du sie beschmutzt erst wenig
Lernst du waten sicherlich.
Hüte, Kind, in deiner Seele
vor dem ersten Flecken dich.
… am 14.Oktober 1904
***
Blatt 14:
Nie schenkt ein Stand, nie schenken Güter
dem Menschen die Zufriedenheit;
die wahre Ruhe der Gemüther
sind Tugend und Genügsamkeit!
Zur Erinnerung an deine Mutter
Neuschönefeld d. 23/11.1904
***
Transkription und Foto (s): Brigitte Stolle
Korrekturanmerkungen erwünscht !
Montag, 2. Februar 2015
Edelweiss von Emil Kreidner
Ein Ausschnitt aus einem Poesiealbum der etwas anderen Art. Hier hat eine junge Frau nicht fremde Menschen Gedichte und Sprüche ins Büchlein eintragen lassen, sondern selbst auf- und abgeschrieben, was ihr an Gedichten gefiel. Jeder Eintrag ist mit einer eigenen Illustration versehen - wunderschön. Für mich eine gute Gelegenheit, das Lesen der alten deutschen Schriften (hier: Kurrentschrift) ein wenig zu üben. Wer mitüben will … bitte sehr !
Edelweiss - von Emil Kreidner:
Fern, wo des Lebens
Ströme nicht mehr rauschen,
dort, wo die Alpe still
den Himmel küßt,
Wo scheue Gemsen nur
dem Plätschern lauschen,
Wenn sich der Bergstrom
in das Thal ergießt,
dort sproßt empor ein
holdes, schlichtes Reis:
das Edelweiß !
…
Donnerstag, 31. Juli 2014
Stimmung … Emil Claar
Es kommt mit dem Abend gezogen,
Als ob es das Herz dir bricht,
Es kommt mit dem Winde geflogen,
Was ist’s - du weißt es nicht …
***
Hier noch ein paar Texte von Emil Claar, dem Melancholiker.
Eigentlich hieß er Emil Rappaport (1842 - 1930).
Schauspieler, Dichter, Theaterintendant.
***
Modernes Streben
Der eine redet, der andre dichtet,
Der dritte entdeckt, der vierte reist,
Und alles ist darauf gerichtet,
Dass man nach ihnen mit Fingern weist.
***
Ich wollt’ ich könnte sein die Ruhe,
Die endlich, endlich dir beschieden.
Ich küsste reuig Deine Schuhe,
Weil ich so lange dich gemieden.
Ich wollt’ ich könnte sein der Friede,
Der mild auf dich herniederkäme
Und mild von deinem Augenlide
Des Kampfes letzte Thräne nähme.
***
Bleibendes Leid
Du harrst, ob morgen nicht der Tag
Sich etwas milder zeigen mag,
Als heute dieser schwere war –
Und so verrinnet Jahr um Jahr!
***
Was wird aus all den Küssen werden,
Die du mir nimmst und gibst?
Was wird aus all der Lieb’ auf Erden,
Mit welcher du mich liebst?
Mir ahnt, ich werde kränken müssen
Dein Herz bis auf den Tod,
Aus aller Lieb’ und allen Küssen
Wird Weh und Schmach und Not!
***
Nach Innen
Der liebste von der Welt Genüssen
Erscheint mir heute: mich versenken
Vereinsamt in das eigne Denken
Und zu der Welt nicht sprechen müssen.
***
Leben und Tod
Macht dir das Erdendasein Pein,
Bedenke in Not:
Wirst nicht so lange lebend sein,
Wie später tot.
***
Getrost
Und bist du noch so krank und schwach,
Und tiefgebrochen tausendfach,
Dass du die Augen niederschlägst
Und keinen Weltstrahl mehr verträgst,
Sei furchtlos! Frieden kommt ins Haus,
Das Sterben hält ein jeder aus.
***
Du warst so lieb
Du warst so lieb in schweren Tagen
Als andre mir im Zorn genaht,
So lieb, ich kann dir’s gar nicht sagen,
Du frugst mich sanft nach arger Tat.
Ich sah dein Auge mild sich feuchten,
Von Mitleid zauberisch erhellt,
Und sah darin die Mahnung leuchten:
Ich denke anders als die Welt.
Ich sah dich stumm, als andre lärmten,
Und sah dich lächelnd weiter geh’n
Als alle wieder mich umschwärmten
Und fühlte, wie wir uns versteh’n!
Du warst so lieb in schweren Tagen,
Und hobest und befreitest mich,
So lieb, ich kann dir’s gar nicht sagen
Und immer denke ich an dich!
Donnerstag, 17. Juli 2014
Justinus Kerner: Poesie
Das Poesiealbum als Zeitdokument. Hier ein Blatt aus einem Exemplar von 1905. Inhalt: Gedichte und Texte, allerlei Erbauliches von Literaten … alles mit eigenen Zeichnungen ausgeschmückt. Damals ein Freiraum für junge Mädchen und Frauen - und Beschäftigung vor der Ehe. Aber eben auch gutbürgerlich, mit einer Mädchen-Ausbildung, zu der das Zeichnen und Schönschreiben ebenso wie das “Schöngeistige” und “Gefühlvolle” gehörte. Eine andere, längst verschwundene Kultur.
Poesie
Poesie ist tiefes Schmerzen
Und es kommt das echte Lied
Einzig aus dem Menschenherzen,
Das ein tiefes Leid durchglüht.
Doch die höchsten Poesien
Schweigen, wie der höchste Schmerz
Nur wie Geisterschatten ziehen
Stumm sie durchs gebrochne Herz.
Justinus Kerner
Freitag, 7. März 2014
Sütterlin: Die etwas andere Schrift
Erfreulich, wenn eine Zeitung, wie hier die Badischen Neuesten Nachrichten (BNN)
aus Karlsruhe für ihre Kinderseite ein passendes Foto von mir gebrauchen kann.
Sehr nett aufbereitet und interessant zu lesen ist dieser
Artikel vom 23. Februar 2014 über die Sütterlinschrift.
Helmuts Poesiealbum 1919: Hab Sonne im Herzen
Hab Sonne im Herzen,
ob’s stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit …
Hab Sonne im Herzen,
dann komme was mag:
das leuchtet voll Licht Dir
den dunkelsten Tag !
Hab ein Lied auf den Lippen
mit fröhlichem Klang,
und macht auch des Alltags
Gedränge Dich bang …
Hab ein Lied auf den Lippen,
dann komme was mag:
das hilft Dir verwinden
den einsamsten Tag !
Hab ein Wort auch für andre
in Sorg und in Pein
und sag, was Dich selber
so frohgemut läßt sein:
Hab ein Lied auf den Lippen,
verlier nie den Mut,
hab Sonne im Herzen,
und alles wird gut !
Dieser beliebte Poesiealbumvers stammt von dem Lyriker und
Mundartdichter Cäsar Otto Hugo Flaischlen (1864 bis 1920).
Walters Poesiealbum 1920 - Der Weg durchs Leben
Ein ornamentaler Schriftknoten, der entwirrt werden will.
Eine Fleißarbeit und ein Geduldsspiel !
Zuerst den Anfang finden und sich dann langsam
durcharbeiten - durch den “Weg durchs Leben” …
Viel Spaß !
Unser Leben, sagen Weise, gleichet einer Pilgrimsreise, deren Weg unbekannt führet durch manch‘ fremdes Land. Er geht über Berg und Täler, Dornen und Rosen hin, ach gar oft der kleinste Fehler führt uns nach dem Irrweg hin. Und wer diesen erst betreten, dann ein Weilchen auf ihm weilt, der, der findet nicht den Weg, der zum guten Ziele leitet. Drum weil der Weg so schlüpfrig ist, so falle nicht !
(Transkription: Brigitte Stolle)
Mittwoch, 13. Februar 2013
Gretes Poesiealbum 1911 - Laß der Sonne Glanz verschwinden
29.9.1911
Lass der Sonne Glanz verschwinden,
Wenn es in der Seele tagt,
Wir im eignen Herzen finden,
Was die ganze Welt versagt.
(Zitat aus Goethes “Faust”)
Gretes Poesiealbum (Fragmente) 1915 - 1917
Viele Seiten von Gretes Poesiealbum waren so stark verschmutzt, zerrischen und vom Zahn der Zeit zernagt, dass leider nicht mehr viel zu retten war. Die noch lesbaren Sprüche und Wünsche habe ich ausgeschnitten und ihnen mit gepressten Blumen eine neue Umgebung geschaffen.
Gretes Poesiealbum 1911 - Halt Dich wach !
Dir, meine liebe Margarete, zur Erinnerung an unsere gemeinsam verlebten, schönen
Konfirmandenstunden mit herzlichen Wünschen für Deine Zukunft von Deiner Lotte.
14. III. 1911
Halt dich wach!
Sieh das Schöne, sieh das Gute!
Wird dir einmal trüb zumute,
Zwing die Trübsal in den Staub.
Denn das Frohe ist das Echte,
Lachend tust du leicht das Rechte,
Augen auf, sei froh und lach’!
Halt dich wach!
Gretes Poesiealbum (Fragment) - Willst Du glücklich sein im Leben
Mehr war von dieser stark angegriffenen und zerrissenen
alten Poesiealbumseite aus Gretes Stammbuch leider
nicht zu retten als der Spruch selbst.
Ich habe ihm mit einem getrockneten Blatt wenigstens
wieder eine nette kleine Umgebung geschaffen.
Willst du glücklich sein im Leben,
trage bei zu andrer Glück,
denn die Freude, die wir geben
kehrt ins eigne Herz zurück.